Die Welt der Aquarellmalerei ist faszinierend: zarte Farbverläufe, leuchtende Farben und die besondere Kombination von Wasser und Pigment machen diese Kunstform so einzigartig. Du hast bereits das richtige Material? Perfekt! Dann begleite mich auf eine Reise in die bunte Welt der Aquarellfarben.
Falls du noch Material benötigst oder gerne nochmal nachlesen möchtest, habe ich dir in einem gesonderten Blog-Artikel meine Materialtipps für den Einstieg in die Aquarellmalerei zusammengefasst.

1. Starte ohne Druck
Aquarell lebt von seiner Unberechenbarkeit. Akzeptiere, dass nicht alles planbar ist – und genau das ist das Schöne daran. Lass dich überraschen, welche Formen und Effekte entstehen, wenn Wasser und Farbe miteinander tanzen.
2. Experimentiere mit der Wassermenge
Die Balance zwischen Wasser und Pigment ist das Herzstück der Aquarellmalerei. Wenig Wasser sorgt für kräftige Farben, viel Wasser für transparente Effekte. Übe, indem du verschiedene Mengen ausprobierst: Male zum Beispiel eine Farbfläche, die von satt zu leicht transparent verläuft.
Auch die Wassermenge auf dem Papier hat Einfluss auf das Ergebnis. Beispielsweise entstehen bei sehr viel Wasser Trocknungsränder, da die Pigmente an die Ränder des Wassers fließen und sich dort sammeln. Meistens ist das nicht gewollt, man kann sich diesen Effekt jedoch auch für bestimmte Motive zu Nutze machen.
Nutzt du zu wenig Wasser, können die Pigmente nicht über das Papier fließen, wodurch der schöne Aquarell-Effekt verloren geht.
Auch hier gilt, ausprobieren hilft dir, ein Gefühl für die richtige Wassermenge zu bekommen. Außerdem macht es unheimlich viel Spaß mit Farben zu experimentieren.
3. Lege dir Farbkärtchen an
Diese Aufgabe liebe ich, wenn ich einen neuen Aquarellfarbkasten öffne. Ich male mir kleine, rechteckige Farbkärtchen von allen Farben des Kastens. Wie schon in Punkt 2 beschrieben male ich dafür eine Farbfläche, die von hoch pigmentiert zu leicht transparent verläuft, damit ich einen Überblick habe, welches Farbspektrum ich mit der jeweiligen Aquarellfarbe abbilden kann. Meistens mache ich mir einmal eine Übersichtskarte mit allen Farben, die ich in den Aquarellkasten lege, und zusätzlich einzelne Kärtchen für die Farben. Die Übersichtskarte hilft mir, immer den richtigen Farbton zu treffen, da vor allem die dunklen Farben in den Näpfchen sich manchmal ganz schön ähnlich sehen. Mit den einzelnen Farbkärtchen kann ich mir tolle Farbkombinationen zusammenlegen und schauen, welche Farbtöne gut miteinander harmonieren und die gewünschte Wirkung erzielen.

4. Nutze die transparente Eigenschaft der Farben
Aquarellfarben sind größtenteils transparent. Denke daher daran, bei deinen Bildern von hell nach dunkel zu arbeiten. Du kannst zu helle Flächen immer nochmal dunkler anmalen, aber eine dunkle Schicht wieder heller zu bekommen, ist nur sehr eingeschränkt möglich. Gleichzeitig kannst du durch die Transparenz Farben übereinander legen, um interessante Tiefen und Schichten zu erzeugen. Lass jede Schicht vollständig trocknen, bevor du eine neue hinzufügst, um zu vermeiden, dass deine Farben schmutzig wirken (außer natürlich, du möchtest genau diese Wirkung erzielen).
5. Lerne die verschiedenen Techniken der Aquarellmalerei kennen
Ich stelle dir hier vier Techniken vor, die du für den Anfang gebrauchen kannst. Da das Thema Techniken recht umfangreich ist, kannst du dich in zwei Wochen auf einen ausführlicheren Artikel zum Thema Aquarell-Techniken freuen.
- Beim Lasieren wird eine Farbschicht aufgetragen und die nächste Farbschicht wird erst gemalt, wenn die erste Schicht getrocknet ist. Dadurch entstehen klare Kanten beim Malen.
- Beim Lavieren wird die zweite Farbschicht aufgetragen, solange die erste Farbschicht noch feucht ist. Dadurch fließen die Farben angrenzender Farbflächen ineinander und erzeugen hübsche Farbverläufe.
- Eine Unterkategorie der Lavieren-Technik ist die Nass-in-Nass-Technik. Hier wird Farbe in eine feuchte Farbfläche oder eine mit klarem Wasser benetzte Fläche getupft, wodurch ebenfalls schöne Farbverläufe entstehen.
- Der Trockener-Pinsel-Effekt entsteht dadurch, dass du auf trockenem Papier mit einem relativ trockenen Pinsel malst. Dadurch, dass sehr wenig Wasser im Spiel ist, können die Farben nicht fließen und es entsteht ein strukturierter Effekt, der sich ideal für schmutzige Häuserfassaden oder Straßen eignet.
6. Übe das Mischen von Farben
Anstatt nur auf fertige Farbtöne zu setzen, experimentiere mit dem Mischen deiner Farben. Aquarellfarben wirken oft natürlicher, wenn sie direkt auf der Palette oder sogar auf dem Papier miteinander kombiniert werden. Probiere Primärfarben (Magenta (pink), Gelb, Cyan (blau)) aus, um eigene Farbtöne zu kreieren. Am besten schaust du dir dafür einmal die Basics der Farbenlehre an.
7. Details setzen deinem Aquarellbild die Krone auf
Am Anfang meiner Aquarellbilder arbeite ich gerne mit größeren Pinseln und male erstmal die größeren Flächen aus. Wenn diese Schicht gut getrocknet ist, nehme ich einen kleineren Pinsel zur Hand und ergänze Schatten und kleine Details, wie z.B. die kleinen Adern auf einem Blütenblatt. Dadurch wirkt das Bild lebendiger und spannender.
8. Male dein Bild immer fertig
Bei vielen Bildern gibt es zwischendurch den Moment, in dem ich denke: "Das sieht ja schrecklich aus. Das wird nie etwas. Ich schmeiße es am besten gleich weg." Wenn du an diesem Punkt angelangt bist, male unbedingt weiter. Die letzten Details sind es oft, die aus einem passablen Bild ein Kunstwerk machen. Und selbst wenn du das Bild am Ende immer noch nicht magst, kannst du es nutzen, um daraus zu lernen.
9. Nutze Fehler als Chance
Hast du zu viel Wasser verwendet? Läuft die Farbe in eine unerwünschte Richtung? Kein Problem – mach das Beste daraus. „Unfälle“ sind manchmal die besten Elemente eines Bildes und verleihen ihm seinen ganz besonderen Charme. Wenn dir ein Bild am Ende nicht gefällt, schaue es dir mit ein bisschen Abstand nochmal an und analysiere, warum es dir nicht gefällt. Dadurch schulst du dein Auge und entwickelst dich künstlerisch weiter.
10. Sei geduldig mit dir und hab' Spaß
Die Aquarellmalerei braucht Zeit – Zeit zum Trocknen, Zeit zum Experimentieren und vor allem Zeit, um Techniken zu erlernen. Sei geduldig mit dir selbst und genieße den Prozess. Dein Stil entwickelt sich mit jedem Bild.
Aquarellmalerei ist eine Einladung zum Spielen, Entdecken und Loslassen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Freude und Ausdruck. Starte mit diesen Tipps, probiere Neues aus und lass dich inspirieren.
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